Informationsstelle
für verheiratete
Männer und Frauen

Die Familie und ihre Zerstörer

Was schief läuft und was anders werden muss – Eine überfällige Debatte

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4.1.6. Die historische Ebene

Die vielen Einzelbefunde, die bei der Analyse der Ursachen für die Familien­zerstörung an die Oberfläche befördert wurden, sind natürlich vor dem Hintergrund der historischen Entwicklungen in der Gesellschaft zu sehen.

Da sei als erstes der Genderismus genannt, als eine Weltsicht, welche die Geschlechtlichkeit des Menschen leugnet und glaubt, dass alles, was wir als Mannsein und Frausein ansehen, kulturell und sozial anerzogen sei. Diese Denkweise kann langfristig nicht ohne Auswirkungen auf die ehelichen Beziehungen zwischen Mann und Frau, und damit auf die Familien bleiben.[1]

Als zweites sei die Misandrie genannt. Die ständige Abwertung des Männlichen und Idealisierung des Weiblichen bleibt auch nicht ohne Auswirkungen auf die notwendige Balance zwischen Mann und Frau, die eheliche Beziehungen erst möglich macht. Für die Männer­feindlich­keit wird in der Gesellschaft meist der Feminismus verantwortlich gemacht.


Ursprung der Misandrie ist allerdings weit vor dem Feminismus entstanden, am Beginn der Moderne. Um 1800 kam als eigentliche historische Neuerung ein Diskurs auf, der Männer als naturhaft unmoralisch, gewalttätig, egoistisch, asozial, hypersexuell, gefühlskalt, kommunikations­unfähig und verantwortungslos charakterisiert. Die Geburt des maskulinen Zerrbildes ist also unmittelbar mit der Geburt der modernen Gesellschaft verbunden, seither schreiten beide, Moderne und verteufelte Männlichkeit, gemeinsam und untrennbar durch die Historie. Das Unbehagen an der Moderne wurde zum Unbehagen am Mann. Und umgekehrt. Heute, in Zeiten der Globalisierung, die ein Prekariat und Abstiegs­ängste der Mittelschicht wachsen lässt und der Bevölkerung die Hilflosigkeit von Politikern vor Augen führt, hat die Männerfeindlichkeit nur ihren schrillen Karriere-Höhepunkt erreicht.[2]

Als drittes sei der Wandel der westlichen Kultur genannt. Die Familien­zerstörung ist in die europäische Kultur­geschichte einzuordnen. Natürlich war Familie nie das Idyll, das in Deutschland in den 1950er Jahren gezeichnet wurde. Das hatte damals aber therapheutische Gründe, denn nach den Kriegs­traumata, den Schrecken der Hitler-Diktatur, dem militärischen und wirtschaftlichen Zusammenbruch, der Kriegsschuld und dem zu verantwortenden Holocaust musste eine Insel der heilen Welt geschaffen werden, wo die Seele Ruhe finden konnte und ein kleines Glück. Aber nachdem die westliche Welt von dem christlichen Verständnis verabschiedet hatte, dass das Universum, die Welt und der Mensch von einem vernünftigen Gott erschaffen wurde, ging eben auch die Übereinkunft darüber verloren, dass Ehe und Familie von Gott gewollte Institutionen waren, für die man auch Mühe und Unbill zu ertragen in Kauf nahm.[3] Die Überlegung, dass man ohne Gott leben konnte, setzte sich mit der Überzeugung, man könne auch ohne Ehe zusammenleben, nur konsequent fort. Auch vor diesem Hintergrund sind die Familie und ihre Zerstörung zu sehen.

Das, was hier als Familien­zerstörung thematisiert wird, ist also das Ergebnis von sehr komplexen gesellschaftlichen Prozessen. Aus der Komplexität werden nun einige Details heraus­gegriffen und näher betrachtet.