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Die Familie und ihre Zerstörer

Was schief läuft und was anders werden muss – Eine überfällige Debatte

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3.4.1.5. Die Bibeltreuen

Man sollte meinen, dass es auch bibelfeste Christen gibt, die treu und im Glauben fest den Versuchungen des Feminismus und des Zeitgeistes standhalten.


zurückDie Angst vor dem Fundamentalismusverdacht

Dazu schreibt Stefan Pohl in seinem Blog:

„Es gibt ein starkes Bedürfnis im ‚evangelikalen Mainstream‘, sich von jedem Verdacht des ‚Fundamentalismus‘ öffentlich rein­zu­waschen. Um das zu erreichen adoptiert man hie und da die Argumente der Liberalen und weist dann demonstrativ auf die so entstandenen Gemeinsamkeiten hin: ‚Seht her, wir sind doch auch wie ihr.‘ Desweiteren grenzt man sich demonstrativ von allem und jedem ab, auf den der Fundamentalismus­verdacht gefallen ist. Dabei gibt es kaum Grenzen, man ist sogar bereit, die feministischen Sprach­regelungen der Gesellschaft zu übernehmen, um sich nicht etwa durch einen neutralen oder gar biblisch fundierten Ausdruck selbst dem Fundamentalismus­verdacht auszusetzen.“ [1]

Den Stürmen der Gegen­reformation und der Türkengefahr hat das christliche Abendland also getrotzt, aber hier scheint ein Punkt erreicht zu sein, sich ängstlich in die Anpassung zu flüchten. In einem Kommentar an das Autorenteam schreibt Pohl:

„Wir erleben nun aber heute das Phänomen, daß ausgerechnet diejenigen (Juden und Christen), denen diese Grundregeln anvertraut sind, um sie zu hüten und darin für den Rest der Gesellschaft beispiel­gebend zu sein, diese Regeln hinter sich zurücklassen.“ [2]

Mit dieser Haltung geben Christen natürlich den Anspruch auf, dieser Gesellschaft – in welcher Form auch immer – ein Leuchtturm der Orientierung zu sein.

zurückDie feministische Unter­wanderung

Pohl weist uns auf die weit­verbreitete Bereitschaft evangelischer Theologen hin, die Bibel nach feministischen Vorgaben um­zu­interpretieren. Er zeigt dies exemplarisch in seiner Broschüre „Der Weg der Schlange“ anhand der Schriften von Dr. Edwin D. Stewart, der als promovierter Rechtsanwalt und internationaler Bibellehrer vorgestellt wird.[3] Es geht dabei konkret um die Um­interpretation der biblischen Sicht der Geschlechter­ordnungen. Beispielhaft sei der Bibelvers:

„Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn.“ Epheser 5,22 [4]

genannt, ohne in eine theologische Diskussion einzusteigen. Aber um eine Antwort auf die Frage zu finden, warum das Christentum so anfällig für feministische Unter­wanderung ist, erscheint folgende Passage bemerkenswert:

„Gelegentlich wird sichtbar, daß das Ablehnen der Unterordnung aus dem Grunde der mangelnden männlichen Vollkommenheit nichts ist als eine Ausrede. So schreibt eine Frau in einem Internetforum:

‚Meinem Chef bin ich weisungs­gebunden und führe aus, was er möchte, auch wenn es der größte Mist ist – denn er bezahlt mich dafür. Nicht ich werde dann dafür gerade­stehen müssen, sondern er.‘

Dies ist erst einmal eine inhaltlich korrekte Aussage in Entsprechung zu 1. Petr. 2,18. Gleichzeitig weist sie aber den Gedanken, ihrem eigenen Manne weisungs­gebunden zu sein, weit von sich. Zuhause möchte sie selbst entscheiden, was recht und unrecht ist. Den im Vergleich zu ihrer Aussage in Bezug auf den Chef nur folgerichtigen Satz ‚Meinem Mann bin ich weisungs­gebunden und führe aus, was er möchte, auch wenn es der größte Mist ist – denn Gott hat dies ja so angeordnet.‘ lehnt sie strikt ab. Offensichtlich ist hier die Motivation des Geldes – (denn er bezahlt mich dafür) – größer als die Motivation durch das Gebot (denn Gott hat es so festgelegt). Müßte aber eine geistliche Frau nicht sagen: ‚Wenn ich mich schon meinem Chef unterordne, nur deswegen, weil er mich bezahlt, wieviel mehr sollte ich mich meinem Mann unterordnen, der ja viel mehr für mich tut, als mich zu bezahlen und wieviel mehr sollte ich mich meinem Schöpfer unterordnen, der dies geboten hat und ohne dessen gnädiges Ertragen und Erhalten weder Chef, Mann, noch ich selbst existieren könnte.‘?“ [5]

Das ist ein sehr interessanter Befund. Aus religiösen (!) Gründen und wegen der Bibel (!!) lehnt die Frau es ab, sich ihrem Ehegatten unterzuordnen. Aus materiellen (!) Gründen und gegen Geld (!!) ist die Unterordnung unter einem Mann aber plötzlich kein Problem für sie. Da fragt man sich schon, was der fremde Mann mit niederen Beweg­gründen (Geld!) dem eigenen Ehemann (Familie!) voraus hat, dass eine Frau diesen Unterschied macht. Es ordnen sich aber auch junge Frauen problemlos älteren, vermögenden Männern unter. Dazu passt Luthers Auslegung des ersten Gebots: „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott.“ [6] Demnach wäre für die Frau nicht die Unterordnung unter einem Mann das Problem, sondern die entscheidende Frage ist, wer ihr am meisten zahlt.

„Statt nun theologische Rechtfertigungen für die Gender-Mainstreaming-Ideologie zu liefern, wäre es Aufgabe der Herausgerufenen, hier einen deutlichen Contrapunkt zur gesell­schaft­lichen Entwicklung zu setzen, um Menschen Halt zu bieten, die um ihre Geschlechts­identität ringen. Es ist naheliegend, daß ein Teil der Deutschen, die in den letzten Jahren zum Islam convertiert sind, Gegner oder Verlierer der ‚Genderisierung‘ der Gesellschaft sind, Menschen also, die ihr Leben in gesunden ‚patriarchalischen‘ Strukturen ordnen wollen – nun aber einem ungesunden Patriarchat, nämlich einem ohne die Hauptschaft des Christos, zugetrieben werden.
So muß sich jeder, der das Evangelium aus pragmatischen Gründen wesentlicher Inhalte entkleidet (nämlich um das ‚Christentum‘ für einen größeren Personenkreis ‚attraktiver‘ zu machen) fragen, ob er nicht genau das Gegenteil erreicht.“
[5]

Quasi im Vorbeigehen widerlegt Stefan Pohl die Vorstellung, dass für Familien­zerstörung und gesell­schaft­lichen Niedergang irgendwelche Migranten oder Moslems verantwortlich wären. Die theologischen Denkschablonen, mit denen (offenbar sehr erfolgreich) feministisches Gedankengut ins Christentum implantiert wird, sollten ausreichend dargelegt sein. Stefan Pohl fasst den Befund noch wie folgt zusammen:

„Die in der Broschüre ‚Der Weg der Schlange‘ behandelte Theologie ist mehr oder weniger offen heute fast überall wirksam, auch in Bereichen, die in der Außen­wahr­nehmung als ‚evangelikal‘ oder ‚fundamentalistisch‘ gelten. Die Geschlechter­unter­schiede und ihre geistliche Begründung werden faktisch kaum noch thematisiert, vermutlich aus der halbbewußten Befürchtung heraus, dadurch mit der nichtchristlichen Mehrheit in unüber­brückbare Konflikte zu geraten und hierdurch wiederum die eigenen Missions­bestrebungen zu unterlaufen. Kurz: Man paßt sich der Welt an, um die eigene Teilhabe auf dem Markt der Ideologien und Religionen nicht zu schmälern. Man hat das originale christliche Konzept, Menschen durch Konfrontation und ‚Kontrast­programm‘ zu gewinnen, aufgegeben und versucht es stattdessen mit Anpassung. Christentum wird also gegen einen stromlinien­förmigen pseudo­christlichen Humanismus eingetauscht.“ [2]

Der postchristliche Humanismus, beziehungsweise die feministische Theologie einer Bischöfin Käßmann, ist also weniger die unerfreuliche Ausnahme, sondern eher die bedauernswerte Regel.

„Als Korrektiv der gesellschaftlichen Abwärts­bewegung scheidet die Mehrheit der Evangelikalen also aus. Hier gibt es sicher einige Versprengte, die das Fähnlein hochhalten, aber je höher sie es halten, desto stärker werden sie vom Mainstream isoliert. Während im kirchlichen Bereich die diakonischen Verbände, z. B. durch die staatliche Ausbildung ihrer Mitarbeiter, Einfallstor für anti-christliche Ideologien sind, streben im freikirchlichen Bereich die theologischen Ausbildungs­stätten zunehmend nach staatlicher Anerkennung, was zu inhaltlichen Kompromissen zwingt, die naturgemäß besonders dort wirksam werden, wo die Schnittstelle zwischen Gemeinde und Gesellschaft betroffen ist – beim Menschen- und Familienbild. Die Abwärts­bewegung der großen Kirchen wird hier mit zeitlichem Versatz nachvollzogen.“ [2]

Die Christen­gemeinden abseits der Großkirchen werben unter ihren Anhängern gerne damit, dass sie besonders mutig und nah am „Wort Gottes“ predigen und sich positiv abheben möchten von anderen Kirchen, die allzu lau und liberal geworden sind. Doch allzuoft haben sie die gepredigte Charakterstärke nicht.

„Es gibt derzeit ein starkes Bedürfnis im ‚evangelikalen Mainstream‘, zu dem idea Spektrum ja sicherlich guten Gewissens gerechnet werden kann, sich von jedem Verdacht des ‚Fundamentalismus‘ öffentlich reinzuwaschen. Um das zu erreichen, gibt es zwei probate Mittel: Erstens adoptiert man hie und da die Argumente der Liberalen und weist dann demonstrativ auf die so entstandenen Gemeinsamkeiten hin: ‚Seht her, wir sind doch auch wie ihr.‘ Zweitens grenzt man sich demonstrativ von allem und jedem ab, auf den der Fundamentalismus­verdacht gefallen ist. Dabei gibt es kaum Grenzen, man ist sogar bereit, die feministischen Sprach­regelungen der Gesellschaft zu übernehmen, um sich nicht etwa durch einen neutralen oder gar biblisch fundierten Ausdruck selbst dem Fundamentalismus­verdacht auszusetzen.“ [7]

zurückDer Fall Axel Hüls

Wer in christlichen Gemeinden sich Schutz erhofft gegen übergriffige Jugend­ämter oder feministische Allmachts­fantasien, der wird meistens enttäuscht werden. So erging es auch Axel Hüls im nieder­sächsischen Hermannsburg. Dort fiel Hans-Heinrich Heine, Pfarrer der örtlichen SELK-Gemeinde, dem vierfachen Vater in den Rücken und sagte bei SpiegelTV öffentlich im Fernsehen über Hüls, er „habe sich verrannt“ und „sein Verhalten und seine Überzeugungen“ hätten „krank­hafte Züge angenommen“. Die „krankhafte“ Überzeugung bestand darin, dass aus seiner Sicht er das Haupt der Familie sei, und die Mutter ihm die Kinder entzogen habe.[8] Der Pastor stellt sich damit hinter eine Frau, die gerne selbst Haupt der Familie spielen will und interpretiert den Bibelvers (1. Kor. 14, 35) dahingehend um, dass der Mann seiner Frau zu fragen und zu folgen habe.[9]

So lenkt der „Gottesmann“ den Fundamentalismus­verdacht von sich ab und richtet ihn gegen einen Familien­vater, der um seine vier Kinder kämpft und sich in seiner Not nicht anders zu helfen wusste, als in ein islamisches Land (Ägypten) zu flüchten. Ein Christentum, das so agiert, fällt über das Bein, das es sich selbst stellt.

Den Familienzerstörern, so beteuern sie alle, angefangen von der Mutter über die HelferInnen­industrie, dem Jugendamt, der Polizei und dem Landrat bis hin zum Gottesmann, geht es alles selbst­ver­ständ­lich „nur“ um das Wohl der Kinder. Was hätte bloß Jesus Christus zu diesen Heuchlern gesagt?



[1] Magazin des evangelikalen Mainstream auf feministischen Abwegen, Ein Kommentar von Geiers Notizen vom 17. Juni 2011
[2] a b c DFuiZ-Forum: Hintergründe der Familienzerstörung, Geier am 22. August 2010
[3] Im evangelikalen Bereich gibt es viele reisende Prediger, die dem Rest des Landes unbekannt sind. Am 3. September 2005 wurde Edwin Stewart in der Freien Christen­gemeinde Aarau (Schweiz) mit folgenden Worten der Gemeinde vorgestellt: „Heute Morgen ist Edwin Stewart mit uns. Er hat einen sehr guten internationalen Lehrdienst. Edwin gräbt sich richtig in Gottes Wort ein.“ In der Regel wird der Prediger so oder mit ähnlichen Worten vom Gemeinde­leiter als „bibel­treuer“ Christ und „wort­getreuer“ Prediger vorgestellt. Das einfache Gemeindeglied kann die behauptete Autorität und Qualifikation in aller Regel nicht überprüfen und bleibt dem meist sehr sprach­gewaltigen Redner ausgeliefert. Dr. Edwin D. Stewart sagt über sich selbst: „Vor 23 Jahren wurde ich während einer Autofahrt vom Heiligen Geist erfüllt. Dieser sagte mir: ‚Die Hälfte meines Leibes ist in Gebundenheit!‘ Ich erkannte sofort, dass Gott dies auf die weibliche Hälfte des Leibes Christi bezog und diese nur frei war Dinge zu tun, welche ihr von Männern gesagt wurde, dass sie sie tun könne. Diese weibliche Hälfte des Leibes Christi wäre jedoch nicht frei zu tun, wozu der Herr sie beauftragte oder ihr sagte zu tun.“ (Visitation International) Das ist der Vorteil evangelikaler Prediger, dass sie großzügig die Bibel überspringen können, keine Autorisierung vom Papst benötigen und sich für ihre Legitimation direkt auf Gott höchst­persönlich berufen können. Auf gottes­fürchtige Menschen macht das sehr viel Eindruck, weil sie sich nicht vorstellen können oder wollen, dass ein „Mann Gottes“ das Sakrileg begehen würde, so eine Gottes­begegnung zu erfinden. Edwin Stewart ist also kein untypischer Vertreter seiner Zunft.
[4] Neues Testament, Einheitsübersetzung
[5] Stefan Pohl: „Der Weg der Schlange“ PDF-Dokument a) S. 43-44 b) S. 54
[6] Martin Luther, Großer Katechismus, Auslegung des ersten Gebots
[7] Geiers Notizen: idea verbreitet radikalfeministische Propaganda, 17. Juni 2011
[8] Vom Vater entführt: Wo sind Miriam, Lisa, Jonas und Benjamin?, Stern TV am 15. Juni 2011, 22:15 Uhr
Entführung: Axel Hüls mit Kindern weiter in Ägypten?, Idea am 10. August 2011
[9] Geiers Notizen: Nachlegt: Causa Hüls, 25. Juni 2011