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Die Familie und ihre Zerstörer

Was schief läuft und was anders werden muss – Eine überfällige Debatte

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1.1.1. Die Familie

Die große Familie, welche die Ehe stabilisiert, haben wir (in Deutschland) nicht (mehr) und werden wir allenfalls (wieder) gewinnen, wenn sich eine andere Art der Gesellschaft in Deutschland durchgesetzt haben wird, welche über genügend Über­zeugungs­kraft und sittliche Stand­haftig­keit verfügt, die sie in die Lage versetzt die Sittlichkeit der Familie zu verteidigen. Karl Albrecht Schacht­schneider urteilt in seinem Aufsatz Rechtsproblem Familie: „Das Christentum scheint diese Fähigkeit verloren zu haben.“ [1] Ob der Islam in Deutschland in der Lage sein wird, hier Akzente zu setzen, wird sich erst noch zeigen. Vom Atheismus sind bislang keine besonderen Impulse zum Schutz der Familie ausgegangen. Die derzeitige bürgerliche – weitgehend säkularisierte – Gesellschaft opfert die Familie dem schnöden Mammon, reduziert familiäre Verhältnisse auf Geldforderungen und Rechts­beziehungen und bemüht sich, die Familien­interessen den wirtschaftlichen Interessen unterzuordnen.


Wie genau die Familie als Keimzelle der Gesellschaft zerstört wird, ist in den folgenden Kapiteln sehr detailliert heraus­ge­arbeitet. Doch davor steht die inhaltliche Klärung, was im Kontext gesell­schaft­licher Zukunfts­fragen sinnvoller­weise unter Familie verstanden werden kann. Dabei soll es weniger um romantisierende oder religiöse Vorstellungen gehen, sondern um die Familie als soziale und gesell­schaft­liche Institution. Es geht ganz wesentlich um das Verhältnis von Staat und Familie, um das Verhältnis von Obrigkeit und Bürger, um das Verhältnis von öffentlicher Kontrolle und privater Freiheit.

Während die uralte Streitfrage „Was war zuerst da: Huhn oder Ei?“ ungeklärt bleibt, gibt es bezüglich Staat und Familie die international über­ein­stimmende Überzeugung, dass die Familie zuerst da war und auf dieser Basis der Staat erst begründet und geformt wurde. Der Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte legt in Art. 23 fest:

(1) Die Familie ist die natürliche Kernzelle der Gesellschaft und hat Anspruch auf Schutz durch Gesellschaft und Staat.
(2) Das Recht von Mann und Frau, im heiratsfähigen Alter eine Ehe einzugehen und eine Familie zu gründen, wird anerkannt.[2]

Das ist eine sehr wichtige Feststellung angesichts eines noch aufzuzeigenden Bestrebens seitens des Staates, sich selbst als Kern der Gesellschaft zu begreifen und aus seiner Machtposition heraus die Familie sowohl fremdzu­bestimmen als auch neu zu definieren (siehe Bedarfs­gemein­schaft). Der Staat wurde einst erschaffen, um die Außen­beziehungen der Familie zu regeln und so die Familienfehde als Konflikt­lösungs­prinzip zu ersetzen. Inzwischen ist der Staat so stark geworden und hat eine solch große Machtfülle auf sich konzentriert, dass das Verhältnis von Staat und Familie zu kippen droht. Zunehmend kontrolliert der Staat die Familien und nicht länger die Familien den Staat. Der totale Staat mit entmündigten Menschen und zerschlagenen Privat­strukturen (Familien) ist nicht länger nur eine Fiktion, sondern zur realen Möglichkeit geworden.

Diese beunruhigende Aussicht wird bestärkt durch das Verhalten der Wirtschafts­lobby. Die Deutsche Industrie- und Handels­kammer (DIHK) sowie die Wirtschafts­institute HWWI, RWI, DIW und andere haben sich gegen das geplante Mini-Betreuungsgeld für Eltern gewandt und es als „Herdprämie“ diffamiert. Eine etwa siebenmal so hohe staatliche „Krippen­prämie“ zur Finanzierung der Fremd­betreuung, die Eltern zur Krippen­betreuung ihrer Kinder verleiten soll, wird dagegen als „Infra­struktur­maß­nahme“ bezeichnet. Die Familie wird also nicht mehr zur „Infrastruktur“ gezählt.[3]

Die Empfehlung von maßgeblichen Wirtschafts­fach­leuten wurde in den 20-Uhr-Nachrichten der ARD am 30. Dezember 2011 bekanntgegeben: Man möge den Plan stoppen, an Mütter ein Betreuungsgeld auszuzahlen, die ihre Kinder hauptamtlich zu Hause betreuen wollen; denn das werde zur Folge haben, dass immer mehr Mütter von Kleinkindern zu Hause blieben, statt unverzüglich wieder in den Arbeits­prozess einzusteigen. Damit würden sie ihre Kinder aber benachteiligen; denn in der Krippe würde den Kleinkindern eine bessere Betreuung durch Profis zuteil als in der Familie.[4]

Es wird deutlich, dass alles Gerede von der „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ nicht die Bedürfnisse der Frauen, sondern die Bedürfnisse der Wirtschaft im Blick hat. „Geschlechter­gerechtigkeit“ und „Selbst­bestimmungs­recht der Frau“ scheinen nur Ablenkungs­manöver zu sein. Offenbar ist man sich in den Spitzen von Politik und Wirtschaft einig, dass man die Institution Familie, die den Staat einst erst ermöglicht hat, nicht länger benötigt und sich ihrer entledigen kann.

Das Bewusstsein darüber, dass für wirtschaftlichen Erfolg die Zerstörung natürlicher Ressourcen in Kauf genommen wird, ist bereits gut ausgebildet. Die Einsicht jedoch, dass für kurz­fristige Profite auch die Zerstörung der Grundlagen der Gesellschaft betrieben wird, ist noch schwach ausgeprägt. Die Stärkung des Bewusstseins über diese Zusammen­hänge ist zentrales Anliegen dieses Buchprojekts.



  • Väternotruf: Familie – Definition – Familienformen
  • Sonja van Biezen, Elisabeth Nussbaumer: „Die Folgen jahr­zehnte­langer Werte­zersetzung für Familie und Bonum commune“ HTML-Dokument



[1] Karl Albrecht Schachtschneider: „Rechtsproblem Familie“, Seite 16
[2] Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte, abgeschlossen in New York am 16. Dezember 1966
[3] Diktat der Wirtschaft bedroht Grundrechte von Eltern und Kindern, Freie Welt am 4. Januar 2012
FemokratieBlog: Widerstand gegen deutsche Familienpolitik, 4. Januar 2012
Verband der Familienfrauen und -männer e.V. (vffm): Diktat der Wirtschaft bedroht Grundrechte von Eltern und Kindern, 3. Januar 2012
[4] Christa Meves: Es reicht! Renommierte Kinderpsychiaterin ruft zu Widerstand gegen deutsche Familienpolitik auf, Kopp Online am 3. Januar 2012