Anmerkung: Die Aufgabe dieses Buches kann nicht sein, die kommunistische Ideologie und Geschichte in aller Breite auszuleuchten. Es werden hier also nur einige Aspekte zum Gedankenanstoß berührt, die mit dem Familiengedanken zu tun haben und Verbindungen, die sich zu Feminismus und Genderismus ergeben.
Wilhelm Reich: Die Aufhebung der Familie
„Die sexuelle Revolution in der Sowjetunion setzte mit der Auflösung der Familie ein. […] Ein vollgültiger objektiver Beweis für die Richtigkeit der sexualökonomischen Theorie über Wesen und Funktion der Zwangsfamilie war gegeben: Die patriarchale Familie ist die strukturelle und ideologische Reproduktionsstätte aller gesellschaftlichen Ordnungen, die auf dem Autoritätsprinzip beruhen. […] Der Zerfall der Zwangsfamilie ist der Ausdruck dafür, dass die sexuellen Bedürfnisse der Menschen die Fesseln sprengen, die ihnen mit der wirtschaftlichen und autoritären familiären Bindung auferlegt wurden. […] Stand vorher im Patriarchat das Sexualbedürfnis im Dienste und daher unter dem Zwange wirtschaftlicher Interessen einer Minderheit; stand im urkommunistischen Matriarchat die Wirtschaft im Dienste der Bedürfnisbefriedigung der Gesamtgesellschaft (auch der sexuellen), so zielt die echte soziale Revolution eindeutig darauf, die Wirtschaft wieder in den Dienst der Bedürfnisbefriedigung aller produktiv Arbeitenden zu stellen. […] Durch die ungeheuer intensiven Familiengefühle wirkt sich eine Bremsung gerade auf den Träger der Revolution selbst aus. Seine Bindung an Frau und Kinder, seine Liebe zum Heim, wenn er es hat, auch wenn es noch so notdürftig ist, sein Hang zur gebundenen Marschroute usw. behindert ihn mehr oder minder, wenn er den Hauptakt der Revolution, den Umbau des Menschen, durchführen soll. […] Die Ersetzung der patriarchalischen Familienform durch das Arbeitskollektiv stellt fraglos den Kern des revolutionären Kulturproblems dar.“
„[D]as schwerste aller Probleme [ist] die Ablösung der familiären Bindung durch gesellschaftliche Bindungen […] zu lösen.“
Es sollte nicht verwundern, weshalb es im Erziehungssektor von 68ern, Postkommunisten und Feministinnen nur so wimmelt.
„Der Mann oder die Frau geriet mehr und mehr in öffentliche Funktionen; dadurch zerstörte sich der Anspruch der Familie auf das Familienmitglied. Heranwachsende Kinder kamen in die Kollektive.“
„Im Vordergrunde der Schwierigkeiten stand die Unfähigkeit der genital-sexuell verkrüppelten und für wirtschaftliche Selbständigkeit unvorbereiteten Frauen zum Verzicht auf den familiären Sklavenschutz und auf die Ersatzbefriedigung in der Herrschaft über die Kinder. Die Frau, deren ganzes Leben sexuell öde und wirtschaftlich abhängig war, hatte in der Aufzucht ihrer Kinder den Sinn ihres Lebens gesehen.“
„In der Urgesellschaft, die kollektiv und "urkommunistisch" strukturiert ist, ist die Einheit der Klan, die Summe aller von einer Urmutter sich ableitenden Blutsverwandten. Innerhalb dieses Klans, der gleichzeitig auch die wirtschaftliche Einheit darstellt, existiert nur die lockere Paarungsehe. In dem Maße, in dem infolge wirtschaftlicher Umwälzungen die Klans der keimhaft patriarchalischen Familie des Häuptlings untertan werden, beginnt auch die Zerstörung des Klans durch die Familie. Familie und Klan treten in Gegensatz zueinander. Die Familie wird nunmehr fortschreitend anstelle des Klans zur wirtschaftlichen Einheit und somit zum gesellschaftlichen Kristallisationspunkt des Patriarchats. Der Häuptling der mutterrechtlichen Klanorganisation, der ursprünglich in keinem Gegensatz zur Klangesellschaft stand, wird allmählich der Patriarch der Familie, bekommt dadurch ein ökonomisches Übergewicht und entwickelt sich fortschreitend zum Patriarchen des gesamten Stammes. Es entsteht, wie sich nachweisen ließ, erstmalig ein Klassengegensatz zwischen der Familie des Häuptlings und den unteren Klans des Stammes. […]“
„In der Entwicklung vom Mutterrecht zum Vaterrecht, die sich solcherweise anbahnte, erhält die Familie neben ihrer wirtschaftlichen Funktion noch die andere und bedeutsamere der Umstrukturierung des Menschen vom freien Klangenossen zum unterdrückten Familienmitglied. In der heutigen indischen Großfamilie ist diese Funktion am klarsten ausgeprägt. Indem sich die Familie gegenüber dem Klan verselbständigt, wird sie nicht nur Ursprungsorganisation des Klassenverhältnisses, sondern auch der sozialen Unterdrückung innerhalb und außerhalb ihrer Grenzen. Der nun entstehende "Familienmensch" beginnt die werdende patriarchalische Klassenorganisation der Gesellschaft durch Veränderung seiner Struktur zu reproduzieren. Der Kernmechanismus dieser Reproduktion ist der Umschwung von der Sexualbejahung zur Sexualunterdrückung, ihre Basis ist das materielle Übergewicht des Häuptlings. Fassen wir das Wesen dieses psychischen Umschwungs kurz zusammen: An die Stelle der freien, freiwilligen, nur von gemeinsamen Lebensinteressen getragenen Beziehung der Klan- und Stammesgenossen tritt ein Gegensatz wirtschaftlicher und mit ihnen sexueller Interessen. An die Stelle der freiwilligen Arbeitsleistung tritt die Forderung nach ihr und die Rebellion gegen sie; an die Stelle der natürlichen sexuellen Sozialität die moralische Forderung; an die Stelle kameradschaftlicher Kriegerschaft die autoritäre Gefolgschaft; an die Stelle der freiwilligen, glückhaften Liebesvereinigung die "seelische Pflicht"; an die Stelle der Klansolidarität die Familienbindung gleichzeitig mit der Rebellion gegen sie; an die Stelle des sexualökonomisch geordneten Lebens die genitale Einschränkung und mit ihr erstmalig seelische Erkrankungen und sexuelle Perversionen; der natürliche starke, selbstsichere biologische Organismus wird hilflos, anlehnungsbedürftig, gottesfürchtig; das orgastische Naturerleben macht mystischer Extatik, dem späteren "religiösen Erleben", und unauslöschlicher vegetativer Sehnsucht Platz; das geschwächte Ich jedes einzelnen sucht Stärkung in der Anlehnung und Identifizierung mit dem Stamm, der allmählich zur "Nation" wird, mit dem Stammeshäuptling, der allmählich zum Stammespatriarchen und schließlich zum König wird. Die Geburt der Untertanenstruktur ist vollzogen; die strukturelle Verankerung der menschlichen Unterjochung ist gesichert.“
Die Bibel spricht auch über die Entstehung der Erde und der Schaffung von Adam und Eva, als wäre die Bibel in Gestalt ihrer Autoren selbst dabei gewesen. Wilhelm Reich versucht, ähnlich der religiösen Überbietung, eine Legitimation seiner Thesen aufzubauen. Seine Behauptungen über die Urgesellschaft sind reine Spekulationen, die einzig den Zweck verfolgen, die marxistischen Theorien zu stützen.
Er übersieht, dass einerseits familiäre Strukturen wesentlich älter als kapitalistische Strukturen sind und andererseits, dass familiäre Strukturen ein wesentlicher Faktor dafür sind, dass sich die menschliche Art im evolutionären Prozess erfolgreich in einem schwierigen und gefährlichen Lebensumfeld behauptet hat.
Die Familie kann daher als eine der wesentlichsten kulturellen Leistungen des Menschen wie die Beherrschung des Feuers und die Erfindung des Rades aufgefasst werden. Möglicherweise ist die Familie entgegen der kommunistischen Sichtweise nicht die Keimzelle der Unterdrückung, sondern eine Lebens- und Schutzgemeinschaft, die gegenüber Herrschaftsstrukturen ein autonomes Gegengewicht darstellt, wie im 1. Kapitel ausgeführt.
„Nach den Feststellungen von Marx, die im Kommunistischen Manifest entwickelt sind, ist eine der Hauptaufgaben der sozialen Revolution die Aufhebung der Familie (dass die Aufhebung der getrennten Wirtschaft von der Aufhebung der Familie nicht zu trennen ist, versteht sich von selbst.).“
Da das Grundgesetz den Schutz der Familie festschreibt, ist das kommunistische Ziel der Aufhebung der Familie verfassungsfeindlich. Es geht mir hier weder um eine Bewertung des Kommunismus an sich noch um eine Verteidigung eines bestimmten Familientyps, es geht um die leidenschaftslose Feststellung, dass der Kommunismus die Aufhebung der Familie fordert und damit die Benennung eines erklärten Zerstörers der Familie.
„Im Kommunismus zerstört das wirtschaftliche Kollektiv die Familie […] Wenn die Familie ideologisch oder strukturell festgehalten wird, dann wird das Kollektiv in seiner Entwicklung gebremst; gelingt es ihm nicht, die Bremsen zu überwinden, dann zerstört es sich selbst an den Schranken der familiären Struktur des Menschen.“ [1][2]
Ich möchte an dieser Stelle darauf aufmerksam machen, dass einerseits die Aufhebung der Familie in unserer Gesellschaft schon weit fortgeschritten ist, andererseits die kapitalistischen Strukturen keineswegs aufgehoben sind. Das gilt umso mehr, seit 1989 das sozialistische Experiment in Deutschland beendet wurde. Nun haben wir die paradoxe Situation, dass einerseits die Frau weitgehend von der Familie „befreit“ wurde, andererseits scheut man davor, die Frau dem kapitalistischen Arbeitsmarkt auszusetzen, damit sie in emanzipierter Manier ihren Lebensunterhalt selbst verdient. Das führt zu der paradoxen Situation, dass die Frau von der angeblichen Unterdrückung der Familie befreit und vor dem kapitalistischen Arbeitsmarkt bewahrt wird, andererseits der Mann in der Situation der kapitalistischen Ausbeutung belässt und darüber hinaus den Unterhalt der so „befreiten“ Frau zu erwirtschaften. Während die Frau doppelt befreit wird (vom Mann und Kapitalismus) wird der Mann doppelt versklavt (vom Kapitalismus und von der Frau). An dieser Stelle hakt der Feminismus ein und erklärt, dass der Mann an allem Schuld sei und ihm deshalb recht geschehe. An den oben vorgestellten Zitaten wird deutlich, wie starke Anleihen der Feminismus am Kommunismus nimmt. Doch dann ersetzt der Feminismus die unterdrückte Klasse (bestehend aus Männern und Frauen) durch die Frau und die herrschende Klasse (ebenfalls bestehend aus Männern und Frauen) durch den Mann. Mit gewissem Recht kann der Feminismus als eine kommunistische Ideologie begriffen werden, wobei Freund und Feind neu definiert wurde.
Für marxistische Feministinnen wie Frigga Haug steht fest, dass der Kapitalismus nur funktionieren kann, weil Frauen die Reproduktion, also die Hausarbeit und Kindererziehung, unentlohnt übernehmen.
Was nun Frigga Haug betrifft, so erbringen Frauen die Reproduktionsleistung keineswegs unendgeltlich, sie verfügen nämlich über das Einkommen des Mannes und das um so mehr, je geringer dieses ist. In einfachen Kreisen ist es üblich, dass der Mann sein Gehalt komplett der Familie zur Verfügung stellt und selbst nur ein Taschengeld behält.[4]
…
Im Fahrwasser der Studentenbewegung an den bundesdeutschen Universitäten entstanden nicht nur mannigfaltige K-Gruppen, sondern nahm auch die „Frauenbewegung“ den Kampf auf. In den 1970er Jahren schlugen sich die Anbieter verschiedenster Totalitarismen bisweilen die Köpfe ein. So traktierten sich die K-Gruppen untereinander, aber auch sozialistische Weltverbesserer attackierten feministische Straßenkämpferinnen und umgekehrt. Die K-Gruppen vertraten teilweise eine sehr rigide Sexualpolitik. In maoistischen Männerbünden beispielsweise hatte sich die Partnerin um den Haushalt zu kümmern, während ihr Mann/Partner die Weltrevolution herbeikämpfte. In „proletarische Zwei-Zimmer-Wohnungen“ zog die Sittlichkeit per ZK-Weisung ein. Der „Frauenbewegung“ wurde vorgeworfen, die „Sache der Frauenbewegung herunterzubringen auf die Vorstellungen von Wüstlingen und Präservativfabrikanten.“
Nur scheinbar hatte man es mit zwei sich ausschließenden Denkmodellen zu tun. Verbarg sich unter den Deckmänteln von „Weltrevolution“ und „feministischer Selbstverwirklichung“ nicht jeweils die Ideen von Marx und Lenin? Die Anhängerinnen der „autonomen Frauengruppe Brot und Rosen“ stellten beispielsweise fest, „dass es keinen Feminismus ohne Sozialismus geben kann und keinen Sozialismus ohne Feminismus.“ Der leidgeprüfte Arne, Hauptfigur des feministischen Literaturklassikers „Der Tod des Märchenprinzen“ sah sich von seiner Freundin Svende aufgefordert, ihren Monatszyklus „auswendig zu lernen“. Die Lernleistung überprüfte später die Wohngemeinschaft. Parallelen zu den zerfleischenden Selbstkritikritualen der K-Gruppen sind offensichtlich. Das Private ist politisch. Svende Merian, Autorin des „Märchenprinzen“, erlernte ihren Allmachtsanspruch im maoistischen „Kommunistischen Bund“. Hier war der Kleinbürger Kleinbürger, weil er Kleinbürger war, dort war der Mann Mann, weil er Mann war. Totalitäre Milieus sind von Paranoia geprägt. Mitglieder der K-Gruppen wie auch die Feministinnen erblickten überall den Feind. In einer bizarren Weltsicht und im Rausch der selektiven Wahrnehmung machten die Jünger Maos das Proletariat zum alleinigen Opfer des Nationalsozialismus. Radikalfeministinnen wie Gerda Weiler oder Christa Mulack erklärten nicht weniger bizarr und selektiv den Nationalsozialismus zur konsequenten Fortsetzung des im alttestamentarischen Israel installierten Patriarchats und folglich die Frauen zum alleinigen Opfer des NS-Wahns.
Die exponiertesten Vertreter der Generation, die um 1967 ihr Studium und danach den „Marsch durch die Institutionen“ begann, stellen heute die politische Elite. Einstige Straßenkämpfer, die ihre Rigidität nie abgelegt haben, gerieren sich heute als Volkserzieher. Zusammen mit Vertretern der „Political Correctness“, die sich langsam von einer Sprachregelung zur Inquisition entwickelt, prägen ehemalige K-Aktivisten genauso wie Vertreterinnen des Radikalfeminismus den heutigen Politikstil. Der Feminismus der 1970er Jahre in der grünen Partei sein politisches Zuhause gefunden. Wie selbstverständlich gilt die ehemalige Radikalfeministin und „Emma“-Herausgeberin Alice Schwarzer in Talkshows und Diskussionsrunden als „Kapazität“.
K-Gruppen und Radikalfeministinnen waren keine antagonistischen Gegner auf dem Schlachtfeld des Geschlechterkampfes. Sie trafen sich in ihrem Totalitarismus und ihrer Rigidität, in der Stigmatisierung der Umwelt als politischem Gegner. Heute bilden sie zusammen weitgehend die politische Elite dieses Landes.[5]
„Heute ist Frauenpolitik als überparteilicher Konsens fest verankert. Es gibt gegen sie seit den 70er Jahren keinen parteipolitischen Widerstand mehr.“ [6]
[5]Andreas Kühn: Totalitarismus: Auch hier wohnt ein Frauenfeind … K-Gruppen und radikale Frauenbewegung: Ein lästiges Familientreffen?, ef-magazin Nr. 37 (Sep./Okt. 2003), Seite 16
[6]Naomi Braun-Ferenczi: Frauenpolitik: Männertod durch Gender Mainstreaming. Wie feministische Frauenpolitik noch unangreifbarer werden konnte als sozialistische Sozialpolitik, ef-magazin Nr. 37 (Sep./Okt. 2003), Seite 18
3.2.1. Der Kommunismus
Anmerkung:
Die Aufgabe dieses Buches kann nicht sein, die kommunistische Ideologie und Geschichte in aller Breite auszuleuchten. Es werden hier also nur einige Aspekte zum Gedankenanstoß berührt, die mit dem Familiengedanken zu tun haben und Verbindungen, die sich zu Feminismus und Genderismus ergeben.
Wilhelm Reich: Die Aufhebung der Familie
Es sollte nicht verwundern, weshalb es im Erziehungssektor von 68ern, Postkommunisten und Feministinnen nur so wimmelt.
Die Bibel spricht auch über die Entstehung der Erde und der Schaffung von Adam und Eva, als wäre die Bibel in Gestalt ihrer Autoren selbst dabei gewesen. Wilhelm Reich versucht, ähnlich der religiösen Überbietung, eine Legitimation seiner Thesen aufzubauen. Seine Behauptungen über die Urgesellschaft sind reine Spekulationen, die einzig den Zweck verfolgen, die marxistischen Theorien zu stützen.
Er übersieht, dass einerseits familiäre Strukturen wesentlich älter als kapitalistische Strukturen sind und andererseits, dass familiäre Strukturen ein wesentlicher Faktor dafür sind, dass sich die menschliche Art im evolutionären Prozess erfolgreich in einem schwierigen und gefährlichen Lebensumfeld behauptet hat.
Die Familie kann daher als eine der wesentlichsten kulturellen Leistungen des Menschen wie die Beherrschung des Feuers und die Erfindung des Rades aufgefasst werden. Möglicherweise ist die Familie entgegen der kommunistischen Sichtweise nicht die Keimzelle der Unterdrückung, sondern eine Lebens- und Schutzgemeinschaft, die gegenüber Herrschaftsstrukturen ein autonomes Gegengewicht darstellt, wie im 1. Kapitel ausgeführt.
Da das Grundgesetz den Schutz der Familie festschreibt, ist das kommunistische Ziel der Aufhebung der Familie verfassungsfeindlich. Es geht mir hier weder um eine Bewertung des Kommunismus an sich noch um eine Verteidigung eines bestimmten Familientyps, es geht um die leidenschaftslose Feststellung, dass der Kommunismus die Aufhebung der Familie fordert und damit die Benennung eines erklärten Zerstörers der Familie.
Ich möchte an dieser Stelle darauf aufmerksam machen, dass einerseits die Aufhebung der Familie in unserer Gesellschaft schon weit fortgeschritten ist, andererseits die kapitalistischen Strukturen keineswegs aufgehoben sind. Das gilt umso mehr, seit 1989 das sozialistische Experiment in Deutschland beendet wurde. Nun haben wir die paradoxe Situation, dass einerseits die Frau weitgehend von der Familie „befreit“ wurde, andererseits scheut man davor, die Frau dem kapitalistischen Arbeitsmarkt auszusetzen, damit sie in emanzipierter Manier ihren Lebensunterhalt selbst verdient. Das führt zu der paradoxen Situation, dass die Frau von der angeblichen Unterdrückung der Familie befreit und vor dem kapitalistischen Arbeitsmarkt bewahrt wird, andererseits der Mann in der Situation der kapitalistischen Ausbeutung belässt und darüber hinaus den Unterhalt der so „befreiten“ Frau zu erwirtschaften. Während die Frau doppelt befreit wird (vom Mann und Kapitalismus) wird der Mann doppelt versklavt (vom Kapitalismus und von der Frau). An dieser Stelle hakt der Feminismus ein und erklärt, dass der Mann an allem Schuld sei und ihm deshalb recht geschehe. An den oben vorgestellten Zitaten wird deutlich, wie starke Anleihen der Feminismus am Kommunismus nimmt. Doch dann ersetzt der Feminismus die unterdrückte Klasse (bestehend aus Männern und Frauen) durch die Frau und die herrschende Klasse (ebenfalls bestehend aus Männern und Frauen) durch den Mann. Mit gewissem Recht kann der Feminismus als eine kommunistische Ideologie begriffen werden, wobei Freund und Feind neu definiert wurde.
3.2.1.1. Das Kommunistische Manifest
Coming soon![3]
3.2.1.2. Die 68er und die Kommune I
Coming soon!
3.2.1.3. Linke Familienpolitik heute
Coming soon!
Für marxistische Feministinnen wie Frigga Haug steht fest, dass der Kapitalismus nur funktionieren kann, weil Frauen die Reproduktion, also die Hausarbeit und Kindererziehung, unentlohnt übernehmen.
Was nun Frigga Haug betrifft, so erbringen Frauen die Reproduktionsleistung keineswegs unendgeltlich, sie verfügen nämlich über das Einkommen des Mannes und das um so mehr, je geringer dieses ist. In einfachen Kreisen ist es üblich, dass der Mann sein Gehalt komplett der Familie zur Verfügung stellt und selbst nur ein Taschengeld behält.[4]
…
Im Fahrwasser der Studentenbewegung an den bundesdeutschen Universitäten entstanden nicht nur mannigfaltige K-Gruppen, sondern nahm auch die „Frauenbewegung“ den Kampf auf. In den 1970er Jahren schlugen sich die Anbieter verschiedenster Totalitarismen bisweilen die Köpfe ein. So traktierten sich die K-Gruppen untereinander, aber auch sozialistische Weltverbesserer attackierten feministische Straßenkämpferinnen und umgekehrt. Die K-Gruppen vertraten teilweise eine sehr rigide Sexualpolitik. In maoistischen Männerbünden beispielsweise hatte sich die Partnerin um den Haushalt zu kümmern, während ihr Mann/Partner die Weltrevolution herbeikämpfte. In „proletarische Zwei-Zimmer-Wohnungen“ zog die Sittlichkeit per ZK-Weisung ein. Der „Frauenbewegung“ wurde vorgeworfen, die „Sache der Frauenbewegung herunterzubringen auf die Vorstellungen von Wüstlingen und Präservativfabrikanten.“
Nur scheinbar hatte man es mit zwei sich ausschließenden Denkmodellen zu tun. Verbarg sich unter den Deckmänteln von „Weltrevolution“ und „feministischer Selbstverwirklichung“ nicht jeweils die Ideen von Marx und Lenin? Die Anhängerinnen der „autonomen Frauengruppe Brot und Rosen“ stellten beispielsweise fest, „dass es keinen Feminismus ohne Sozialismus geben kann und keinen Sozialismus ohne Feminismus.“ Der leidgeprüfte Arne, Hauptfigur des feministischen Literaturklassikers „Der Tod des Märchenprinzen“ sah sich von seiner Freundin Svende aufgefordert, ihren Monatszyklus „auswendig zu lernen“. Die Lernleistung überprüfte später die Wohngemeinschaft. Parallelen zu den zerfleischenden Selbstkritikritualen der K-Gruppen sind offensichtlich. Das Private ist politisch.
Svende Merian, Autorin des „Märchenprinzen“, erlernte ihren Allmachtsanspruch im maoistischen „Kommunistischen Bund“. Hier war der Kleinbürger Kleinbürger, weil er Kleinbürger war, dort war der Mann Mann, weil er Mann war. Totalitäre Milieus sind von Paranoia geprägt. Mitglieder der K-Gruppen wie auch die Feministinnen erblickten überall den Feind. In einer bizarren Weltsicht und im Rausch der selektiven Wahrnehmung machten die Jünger Maos das Proletariat zum alleinigen Opfer des Nationalsozialismus. Radikalfeministinnen wie Gerda Weiler oder Christa Mulack erklärten nicht weniger bizarr und selektiv den Nationalsozialismus zur konsequenten Fortsetzung des im alttestamentarischen Israel installierten Patriarchats und folglich die Frauen zum alleinigen Opfer des NS-Wahns.
Die exponiertesten Vertreter der Generation, die um 1967 ihr Studium und danach den „Marsch durch die Institutionen“ begann, stellen heute die politische Elite. Einstige Straßenkämpfer, die ihre Rigidität nie abgelegt haben, gerieren sich heute als Volkserzieher. Zusammen mit Vertretern der „Political Correctness“, die sich langsam von einer Sprachregelung zur Inquisition entwickelt, prägen ehemalige K-Aktivisten genauso wie Vertreterinnen des Radikalfeminismus den heutigen Politikstil. Der Feminismus der 1970er Jahre in der grünen Partei sein politisches Zuhause gefunden. Wie selbstverständlich gilt die ehemalige Radikalfeministin und „Emma“-Herausgeberin Alice Schwarzer in Talkshows und Diskussionsrunden als „Kapazität“.
K-Gruppen und Radikalfeministinnen waren keine antagonistischen Gegner auf dem Schlachtfeld des Geschlechterkampfes. Sie trafen sich in ihrem Totalitarismus und ihrer Rigidität, in der Stigmatisierung der Umwelt als politischem Gegner. Heute bilden sie zusammen weitgehend die politische Elite dieses Landes.[5]