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Die Familie und ihre Zerstörer

Was schief läuft und was anders werden muss – Eine überfällige Debatte

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4.4. Die ökonomisierten Beziehungen

Neben der Verrechtlichung der Familien ist eine Ökonomisierung aller Lebens­bereiche festzustellen. Während früher alle in der Familie hergestellten Güter Gemein­eigentum der Familie waren und deshalb keiner monetären Bewertung bedurften, so wird heute im Zuge einer Scheidung die ökonomische Bewertung beispielsweises eines in Eigen­leistung erstellten Eigenheims notwendig und die Kinder­betreuung durch die Mutter wird zu einer bezahlten Dienst­leistung (= Betreuungs­unterhalt).


Die Ökonomisierung findet aber auch statt, indem Alters­sicherung durch staatliche und private Systeme (Riester-Rente) übernommen und Kinder­betreuung (Kindergärten, Kinder­krippen) aus der Familie ausgelagert wird.

Der Anthropologe David Graeber hat in einer fast fünf­hundert­seitigen Studie, die den lakonischen Titel „Debt“ trägt, eine Anthropologie der Schuld und der Schulden vorgelegt. Er öffnet dem Leser die Augen dafür, dass die Finanzkrise nicht nur eine ökonomische Dimension hat, sondern auch die existentiellen Grundlagen menschlichen Daseins betrifft.

„Wir haben der Ökonomisierung aller sozialen Beziehungen Vorschub geleistet.“ [1]



[1] Eurokrise: Und vergib uns unsere Schulden, FAZ am 13. November 2011;
Debt: The First 5000 Years, Melville House 2011, ISBN 1-933633-86-7;
Schulden: Die ersten 5000 Jahre, Klett-Cotta 2012, ISBN 3-608-94767-1;
Textauszug: Dokumentation: Schuld und Liebe, Der Spiegel am 21. November 2011