Neben der Verrechtlichung der Familien ist eine Ökonomisierung aller Lebensbereiche festzustellen. Während früher alle in der Familie hergestellten Güter Gemeineigentum der Familie waren und deshalb keiner monetären Bewertung bedurften, so wird heute im Zuge einer Scheidung die ökonomische Bewertung beispielsweises eines in Eigenleistung erstellten Eigenheims notwendig und die Kinderbetreuung durch die Mutter wird zu einer bezahlten Dienstleistung (= Betreuungsunterhalt).
Die Ökonomisierung findet aber auch statt, indem Alterssicherung durch staatliche und private Systeme (Riester-Rente) übernommen und Kinderbetreuung (Kindergärten, Kinderkrippen) aus der Familie ausgelagert wird.
Der Anthropologe David Graeber hat in einer fast fünfhundertseitigen Studie, die den lakonischen Titel „Debt“ trägt, eine Anthropologie der Schuld und der Schulden vorgelegt. Er öffnet dem Leser die Augen dafür, dass die Finanzkrise nicht nur eine ökonomische Dimension hat, sondern auch die existentiellen Grundlagen menschlichen Daseins betrifft.
„Wir haben der Ökonomisierung aller sozialen Beziehungen Vorschub geleistet.“ [1]
4.4. Die ökonomisierten Beziehungen
Neben der Verrechtlichung der Familien ist eine Ökonomisierung aller Lebensbereiche festzustellen. Während früher alle in der Familie hergestellten Güter Gemeineigentum der Familie waren und deshalb keiner monetären Bewertung bedurften, so wird heute im Zuge einer Scheidung die ökonomische Bewertung beispielsweises eines in Eigenleistung erstellten Eigenheims notwendig und die Kinderbetreuung durch die Mutter wird zu einer bezahlten Dienstleistung (= Betreuungsunterhalt).
Die Ökonomisierung findet aber auch statt, indem Alterssicherung durch staatliche und private Systeme (Riester-Rente) übernommen und Kinderbetreuung (Kindergärten, Kinderkrippen) aus der Familie ausgelagert wird.
Der Anthropologe David Graeber hat in einer fast fünfhundertseitigen Studie, die den lakonischen Titel „Debt“ trägt, eine Anthropologie der Schuld und der Schulden vorgelegt. Er öffnet dem Leser die Augen dafür, dass die Finanzkrise nicht nur eine ökonomische Dimension hat, sondern auch die existentiellen Grundlagen menschlichen Daseins betrifft.
Debt: The First 5000 Years, Melville House 2011, ISBN 1-933633-86-7;
Schulden: Die ersten 5000 Jahre, Klett-Cotta 2012, ISBN 3-608-94767-1;
Textauszug: Dokumentation: Schuld und Liebe, Der Spiegel am 21. November 2011