Der Kapitalismus basiert[1] vor allem auf individuelle Nutzenmaximierung. Der individuelle Nutzen ist aber leider nicht deckungsgleich mit dem Nutzen für die Gesellschaft als Ganzes. Früher waren Religion und soziale Bindungen geeignete Steuerungsmittel, um den individuellen mit dem gesellschaftlichen Nutzen auszubalancieren. So fand auch der Dorftrottel noch eine sinnvolle Tätigkeit und der Egomane wurde durch die Sozialgemeinschaft eingebremst. Im modernen Kapitalismus werden hingegen selbst gut ausgebildete Berufsgruppen „freigesetzt“ und als „nicht verwendbar“ aussortiert. Was zählt ist nicht länger der Gemeinsinn, sondern „Geiz ist geil!“, „Was bringt mir das?“ und „Das ist Dein Problem!“.
Das Gefangenendilemma beschreibt als soziales Dilemma, wie individuell rationale Entscheidungen zu kollektiv schlechteren Ergebnissen führen können.[2] Lösungen zu diesem Dilemma werden nicht gesucht, weil der damit verbundene Problemkreis öffentlich überhaupt nicht thematisiert wird.
Während die Nationalökonomie vor allem Effizienz und Profit (Return on Investment, Shareholder Value) als Hauptziele verfolgt, stehen bei der Familie die Selbstversorgung (Subsistenzwirtschaft) und die Sicherung der Lebensgrundlagen im Vordergrund (Erhalt von Grund und Boden beim freien Bauern, Erhalt der Werkstatt beim Handwerker, Erhalt des Familienunternehmens beim Mittelstand und Erhalt der Arbeitskraft beim Lohnarbeiter).
Subsistenzwirtschaft und die Familie als Wirtschaftsgemeinschaft dürfte die Urform des Wirtschaftens darstellen. Der Eigenanbau und die Herstellung von Lebensmitteln und Konserven sowie Gebrauchsgegenständen aller Art ist eine autonome Wirtschaftsweise und sichert eine unabhängige Lebensführung. Arbeitsteilung und Arbeitsorganisation steigerte die Effizienz, aber auch die Komplexität des Wirtschaftens. Weil Selbstversorgung und Familienarbeit nicht am Geldkreislauf angeschlossen sind, gehen diese Leistungen auch nicht in nationalökonomische Berechnungen und Planungen ein. Dies widerspricht allerdings der Ideologie des Geldes und des Wirtschaftswachstums. Darum wird dies auch bekämpft und zurückgedrängt, immer größere Familienbereiche werden herausgebrochen und „professionalisiert“. So werden beispielsweise Krankenpflege, Altersversorgung und Kinderbetreuung immer weniger von den Familien selbst geleistet. Diese Entwicklung führt schrittweise zur Ökonomisierung sämtlicher Lebensbereiche. Das bedeutet konkret, dass Dienstleistungen immer weniger auf Bindungen innerhalb Familien beruhen und auf ein „soziales Konto“ verbucht werden und stattdessen auf der Basis von „Geld“ geleistet werden.
Aus der Bindung zwischen Familienmitgliedern werden Geschäftsbeziehungen zwischen Dienstleister und Kunde.[3]
Mal abgesehen davon, dass dabei soziale Bindungen verloren gehen, entstehen Phänomene wie: ein Familienmitglied wird professionell von einem Pflegedienst versorgt, während ein anderes Familienmitglied arbeitslos ist. In einer Familie als Wirtschaftsgemeinschaft bliebe kein Familienmitglied beschäftigungslos, um die Abhängigkeit nach außen klein zu halten. Die Sozialpolitik bläht einerseits die HelferInnenindustrie auf (Altenpfleger, Kindergärtner, usw.), andererseits können innerhalb eines Familienverbandes mehrere Familienmitglieder Sozialhilfe beziehen, während andere diese Staatsaufgaben durch hohe Steuern und Sozialabgaben refinanzieren müssen. Die Gesellschaft wird künstlich getrennt in Transferempfänger und Leistungsträger mit der Staatsbürokratie als Umverteiler dazwischen. So werden die Familien schrittweise um ihre Funktion als Selbstversorger beraubt und zugleich finanziell ausgetrocknet. Damit verlieren sie auch ihre Autonomie und werden zugleich vom Staat abhängig.
Je geringer die Selbstversorgung, desto abhängiger die Menschen. Sie sind für die Existenzsicherung auf den Arbeitsmarkt angewiesen, oder auf Sozialleistungen vom Staat. Aber gerade auf dem Arbeitsmarkt liegt ein weiteres ungelöstes Problem. Da wird beispielsweise eine teure staatliche Infrastruktur für Kinderbetreuung geschaffen, obwohl überhaupt nicht klar ist, ob die Mutter einen Arbeitsstelle bekommt. Die Tatsache, dass eine Cousine oder Tante die Kinderbetreuung auch übernehmen könnte, bleibt gleich ganz außen vor. Das Mantra von der „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ blendet vollkommen aus, dass der technische Fortschritt langfristig dazu führt, dass nur 20 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung ausreichen werden, um die Weltwirtschaft in Schwung zu halten. 80 Prozent der Bevölkerung wären demnach arbeitslos und müssten mit „Tittytainment“[4] bei Laune gehalten werden. Konzepte, wie unsere Gesellschaft mit der kommenden Massenarbeitslosigkeit umgehen soll, gibt es allerdings wenige und weder Politik noch Wirtschaft scheinen ein gesteigertes Interesse daran zu haben, sich den Fragen der Zukunft bereits jetzt zu stellen.[5] (vgl. Wirtschaftspolitik)
Das Wirtschaftssystem und seine sich kumulierenden Forderungen an Mobilität und Flexibilität bürdet uns ein kinderloses Nomadendasein auf. Eltern-Dasein (und die dazu notwendige Sesshaftigkeit) gehorcht keiner allein ökonomischen Logik. Vollökonomisiert verlernen wir jene sozialen Kompetenzen, die es für das Familienleben braucht.[6]
[1] Neben effizienter Geldsysteme und leistungsfähiger Produktionsmittel des Industriezeitalters.
[4] Eine moderne Version des römischen „Panem et circenses“ (Brot und Spiele), Tittytainment ist ein Kofferwort bestehend aus Tits (= Ernährung am Busen = Sozialamt) und Entertainment (= Unterhaltung = Spiele).
3.4.2. Die Wirtschaft
Der Kapitalismus basiert[1] vor allem auf individuelle Nutzenmaximierung. Der individuelle Nutzen ist aber leider nicht deckungsgleich mit dem Nutzen für die Gesellschaft als Ganzes. Früher waren Religion und soziale Bindungen geeignete Steuerungsmittel, um den individuellen mit dem gesellschaftlichen Nutzen auszubalancieren. So fand auch der Dorftrottel noch eine sinnvolle Tätigkeit und der Egomane wurde durch die Sozialgemeinschaft eingebremst. Im modernen Kapitalismus werden hingegen selbst gut ausgebildete Berufsgruppen „freigesetzt“ und als „nicht verwendbar“ aussortiert. Was zählt ist nicht länger der Gemeinsinn, sondern „Geiz ist geil!“, „Was bringt mir das?“ und „Das ist Dein Problem!“.
Das Gefangenendilemma beschreibt als soziales Dilemma, wie individuell rationale Entscheidungen zu kollektiv schlechteren Ergebnissen führen können.[2] Lösungen zu diesem Dilemma werden nicht gesucht, weil der damit verbundene Problemkreis öffentlich überhaupt nicht thematisiert wird.
Während die Nationalökonomie vor allem Effizienz und Profit (Return on Investment, Shareholder Value) als Hauptziele verfolgt, stehen bei der Familie die Selbstversorgung (Subsistenzwirtschaft) und die Sicherung der Lebensgrundlagen im Vordergrund (Erhalt von Grund und Boden beim freien Bauern, Erhalt der Werkstatt beim Handwerker, Erhalt des Familienunternehmens beim Mittelstand und Erhalt der Arbeitskraft beim Lohnarbeiter).
Subsistenzwirtschaft und die Familie als Wirtschaftsgemeinschaft dürfte die Urform des Wirtschaftens darstellen. Der Eigenanbau und die Herstellung von Lebensmitteln und Konserven sowie Gebrauchsgegenständen aller Art ist eine autonome Wirtschaftsweise und sichert eine unabhängige Lebensführung. Arbeitsteilung und Arbeitsorganisation steigerte die Effizienz, aber auch die Komplexität des Wirtschaftens. Weil Selbstversorgung und Familienarbeit nicht am Geldkreislauf angeschlossen sind, gehen diese Leistungen auch nicht in nationalökonomische Berechnungen und Planungen ein. Dies widerspricht allerdings der Ideologie des Geldes und des Wirtschaftswachstums. Darum wird dies auch bekämpft und zurückgedrängt, immer größere Familienbereiche werden herausgebrochen und „professionalisiert“. So werden beispielsweise Krankenpflege, Altersversorgung und Kinderbetreuung immer weniger von den Familien selbst geleistet. Diese Entwicklung führt schrittweise zur Ökonomisierung sämtlicher Lebensbereiche. Das bedeutet konkret, dass Dienstleistungen immer weniger auf Bindungen innerhalb Familien beruhen und auf ein „soziales Konto“ verbucht werden und stattdessen auf der Basis von „Geld“ geleistet werden.
Mal abgesehen davon, dass dabei soziale Bindungen verloren gehen, entstehen Phänomene wie: ein Familienmitglied wird professionell von einem Pflegedienst versorgt, während ein anderes Familienmitglied arbeitslos ist. In einer Familie als Wirtschaftsgemeinschaft bliebe kein Familienmitglied beschäftigungslos, um die Abhängigkeit nach außen klein zu halten. Die Sozialpolitik bläht einerseits die HelferInnenindustrie auf (Altenpfleger, Kindergärtner, usw.), andererseits können innerhalb eines Familienverbandes mehrere Familienmitglieder Sozialhilfe beziehen, während andere diese Staatsaufgaben durch hohe Steuern und Sozialabgaben refinanzieren müssen. Die Gesellschaft wird künstlich getrennt in Transferempfänger und Leistungsträger mit der Staatsbürokratie als Umverteiler dazwischen. So werden die Familien schrittweise um ihre Funktion als Selbstversorger beraubt und zugleich finanziell ausgetrocknet. Damit verlieren sie auch ihre Autonomie und werden zugleich vom Staat abhängig.
Je geringer die Selbstversorgung, desto abhängiger die Menschen. Sie sind für die Existenzsicherung auf den Arbeitsmarkt angewiesen, oder auf Sozialleistungen vom Staat. Aber gerade auf dem Arbeitsmarkt liegt ein weiteres ungelöstes Problem. Da wird beispielsweise eine teure staatliche Infrastruktur für Kinderbetreuung geschaffen, obwohl überhaupt nicht klar ist, ob die Mutter einen Arbeitsstelle bekommt. Die Tatsache, dass eine Cousine oder Tante die Kinderbetreuung auch übernehmen könnte, bleibt gleich ganz außen vor. Das Mantra von der „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ blendet vollkommen aus, dass der technische Fortschritt langfristig dazu führt, dass nur 20 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung ausreichen werden, um die Weltwirtschaft in Schwung zu halten. 80 Prozent der Bevölkerung wären demnach arbeitslos und müssten mit „Tittytainment“[4] bei Laune gehalten werden. Konzepte, wie unsere Gesellschaft mit der kommenden Massenarbeitslosigkeit umgehen soll, gibt es allerdings wenige und weder Politik noch Wirtschaft scheinen ein gesteigertes Interesse daran zu haben, sich den Fragen der Zukunft bereits jetzt zu stellen.[5] (vgl. Wirtschaftspolitik)
Das Wirtschaftssystem und seine sich kumulierenden Forderungen an Mobilität und Flexibilität bürdet uns ein kinderloses Nomadendasein auf. Eltern-Dasein (und die dazu notwendige Sesshaftigkeit) gehorcht keiner allein ökonomischen Logik. Vollökonomisiert verlernen wir jene sozialen Kompetenzen, die es für das Familienleben braucht.[6]