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Die Familie und ihre Zerstörer

Was schief läuft und was anders werden muss – Eine überfällige Debatte

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3.3.9. Therapeuten und Psychologen

Therapeuten und Psychologen sind ein wichtiger Bestandteil der HelferInnen­industrie. Die Vielzahl von Scheidungs­waisen und von Trennung ihrer Eltern traumatisierte Kinder (PAS) liefert ihnen immer neue Kunden. Allein in Wien gibt es 6000 Therapeuten.[1]

Die Psycho­analytikerin Verena Strausz schreibt zu der gesell­schaft­lichen Rolle ihres Berufsstandes:

„Die Zunahme der weiblichen Therapeuten im Zeichen des Feminismus ist deutlich […]. Im Zuge der sexuellen Neuorientierung von Frauen scheint dieser meist weibliche Beruf eigenartige Blüten zu treiben, die Feindschaft gegenüber Männern wird immer spürbarer, ich möchte nur an James Orwells "animal farm" erinnern. Ob eine derartige Umwandlung der Gesellschaft wünschenswert erscheint, möchte ich in aller Deutlichkeit abstreiten, es kann nicht die Aufgabe der Therapeuten sein, eine Generation so lange umzumodeln, bis niemand mehr weiß, wer er ist und welche biologische Zuordnung ihm gegeben wurde. Solche Rollenwechsel halte ich an sich schon für neurotisch.“ [1]


Auch der Berufsstand der Therapeuten schwimmt in bedenklicher Weise auf der Welle feministischer Schuldzuweisung an den Mann. Die Schablone, dass Männer an allem schuld seien, kann man in jedem Frauen­ratgeber nachlesen oder aus der Dauer­berieselung der Medien entnehmen. Dafür muss man nicht die teure Hilfe eines Psychologen in Anspruch nehmen. Es ist nicht ehrlich, wenn sie bei uns trennungs­willige Frauen zu ihrer neuen „Individualisierung“, ihrem neuen „Lebensmut“ beglückwünschen, und dann auch noch an trennungs­geschädigten Kindern verdienen. In den USA ist man da schon weiter und will nicht länger zusehen, wie Trennungs­eltern nicht bedenken, was sie tun, und bietet ihnen eine ganze Palette von familiären und ehelichen Durchhalte-Ermunterungen an.[2]

Es muss bewusst gemacht werden, dass Kinder oft ein Leben lang unter den Folgen einer Scheidung leiden. Aber nicht nur deshalb lohnt es sich, für die Erhaltung einer Ehe zu kämpfen. Nicht nur für den Nachwuchs ist eine schlechte Ehe besser als die schnelle Scheidung. Es ist auch besser für die soziale Struktur der Gesellschaft. Es ist ja eben nicht wahr, dass mit einem neuen Partner alles besser wird. Es ist bekannt, dass Mensch seine Macken hat und angesichts der hohen Scheidungs­raten ist es sehr wahrscheinlich, dass der nächste Partner auch trennungs­geschädigt ist. Deshalb sollte Trennung bei Therapeuten nicht immer nur als weibliche Notwehr vorkommen.[2]

Der Markt der Missbrauchsindustrie

Die Zahl Therapierter, die sich im Laufe der Therapie an sexuellen Missbrauch in der Kindheit zu erinnern glauben, nahm in hysterischer Epidemie zu. Dadurch wurde auch die Recht­sprechung teilweise beeinflusst. Obwohl nicht jede Wieder­erinnerung falsch ist, ermangelt es der Epidemie jedoch an wissen­schaftlicher Fundiertheit. Der im Zuge der Enttabuisierung entstandene „Markt der Missbrauchs­industrie“ verlangte aber immer weitere Opfer und so wurden Scharlatanen und Ideologen Tür und Tor geöffnet und Erinnerungen durch zweifelhafte Methoden eingeschmuggelt wie trojanische Pferde.

Anfällig für Wieder­erinnerungen sind vornehmlich nach gescheiterten Beziehungen depressive und unglückliche Frauen aus dem Mittelstand in Krisen­situation. Diese Anfälligkeit resultiert aus der Hilfeerwartung des Patienten an den Therapeuten und daher nicht aus Leicht­gläubigkeit. Der Glaube an den Inzest ist deswegen so verführerisch, weil er eine schlüssige Erklärung für alle Defekte bietet und die Schuld daran anderen zuweist. Zugleich gewährt der Glaube an den Inzest Vereinsamten Aufnahme in Gruppen Gleichgesinnter wie in Sekten und ähnlichen Psychokulten, in denen man sich gegenseitig hochschaukelt und bestärkt.

Der Glaube an den Inzest wird u. a. gefördert durch den Glauben an hohe Fallzahlen. Eine Immunisierung findet statt, indem fehlende Erinnerungen als verdrängte Erinnerungen interpretiert werden, die lediglich Beweis für die Schwere des Missbrauchs seien, oder als opfer­typisches Leugnen und Verdrängen, was wiederum erhebliche Auf­deckungs­arbeit nach sich ziehen kann. Gleichzeitig wird der Patient aufgefordert, den Kontakt zum Beschuldigten und zu allen Personen, die den Vorwurf bezweifeln, abzubrechen bzw. in Konfrontation zu gehen. Begleitet durch Zusammenschluss mit Personen in gleicher Situation werden Recht­fertigungs­versuche der Beschuldigten als täter­typisches Leugnen interpretiert.[3]

Die wuchernde Helfer­industrie

Der Präsident des Landkreistages NRW, Thomas Kubendorff, möchte die Anzahl selbst­ständiger Jugendämter verringern und mehr Kontroll­möglichkeiten für die Kreisbehörden, um ausufernde Kosten für Eingliederungs­hilfen eindämmen zu können. Dazu gehöre etwa die Frage, wie viele Maßnahmen man einem Alkoholiker oder Drogen­abhängigen bezahle, der immer wieder rückfällig werde. Bei manchen Diagnosen müsse möglicherweise die Messlatte für Therapiebedarf wieder etwas höhergelegt werden. Seine Sorge ist, dass angesichts explodierender Kosten die wirklich Betroffenen unter Kürzungen leiden. Die Kosten etwa der Ein­gliederungs­hilfen für Menschen mit Drogen- oder Alkohol­problemen oder psychischen Krankheiten summieren sich nach Zahlen des Land­kreis­tages im Jahr 2010 voraussichtlich auf 3,1 Milliarden Euro allein in NRW. Das ist eine Milliarde mehr als noch vor zehn Jahren. Diese Zunahme an Kosten nimmt Kubendorff als „Wucherungen“ wahr. Problematisch ist, wenn häufig Träger von Therapie­ein­richtungen – überwiegend Verbände der freien Wohlfahrts­pflege – gleichzeitig die Beratung und Diagnose für Hilfsbedürftige lieferen. Die gilt unter anderem für die Frage, ob eine Beratungs­stelle einem Pflege­bedürftigen eine ambulante Betreuung oder etwa ihr eigenes Pflegeheim empfiehlt. Der Präsident des Land­kreis­tages stellt fest „Der Träger überweist sich selber seine Klientel“ und forderte eine träger­unab­hängige Beratung.[4]

Die HelferInnen­industrie schafft sich seine Kunden selbst und der Staat bezahlt, dieses Problem ist nicht auf Therapie­ein­richtungen beschränkt, sondern gehört zum grundlegenden Geschäfts­modell der gesamten HelferInnen­industrie. Die HelferInnen­industrie auszutrocknen dürfte schwierig sein, denn sie hat eine engmaschige, gut organisierte Lobby und von ihr hängen viele Arbeits­plätze ab. Von daher ist es schon bemerkenswert, wenn überhaupt mal die Helfer­industrie kritisiert und die Effektivität ihre Arbeit angezweifelt wird. Das ist immerhin ein Anfang.

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[1] a b Psychotherapie in Österreich: Desaster oder Errungenschaft, Die Presse am 3. November 2009
[2] Matthias Matussek, „Die vaterlose Gesellschaft“, ISBN 3-86150-108-2, a) S. 120, b) S. 140
[3] Carol Tavris: Der Streit um die Erinnerung, Psychologie Heute, Juni 1994
[4] Landkreistag will weniger Jugendämter, Aachener Nachrichten am 24. April 2010